Ein technisches Kulturdenkmal mitten im Wald


Forstrevierleiter Jörg Krax will es erhalten / Bombenangriff auf Schömberg in Backstein verewigt
 

Von Hans Schabert


Schömberg. Der Weg, der einst zum Wasser- und Pumpwerk für die Volksheilstätte Charlottenhöhe führte, ist zugewachsen. Deshalb muss den Standort mitten im Wald auf Markung Schömberg in steilem Gelände in Richtung Calmbach schon kennen, wer das Gebäude –  in einem ganz ordentlichem Erhaltungszustand – sehen möchte. 

Es ist nicht nur Teil der Vergangenheit der berühmten Forschungsstätte und Heilanstalt für Lungenkranke. Auch andere Zeugnisse haben – bis heute gut leserlich – Menschen schon seit mehr als 70 Jahren außen auf den Backsteinen festgehalten: „Geschrieben beim Bombenangriff auf Schömberg! Walter Barth, Calmbach/Enz, den 10.5.1942...“ Ähnliches hat mit gleichem Datum Fritz Barth hinterlassen: „Wanderung zum bombardierten Schömberg“. Als Höfens Forstrevierleiter Jörg Krax dies, Älteres und Jüngeres vor allem von Schülern des Bfw auf Stein Dokumentiertes las, dachte er: „Da gibt es sicher Interessierte.“







Es bedurfte keiner Überredungskünste. Zusammen mit seinem jungen Kollegen Martin Hannus führte er Forstbezirkschef Michael Conrad, den für die heimatkundliche Homepage der Gertrud-und-Wolfgang-Obert-Stiftung (GWOS) verantwortlichen Wolfgang Obert aus Schömberg sowie den Verfasser dieser Zeilen an den versteckten Ort.







Im Innern wirkt die Anlage mitten im Staatswald gepflegt und funktionsfähig. Bis vor fünf Jahren – weiß Krax – war sie ja auch noch in Betrieb. Das Wasser wurde vom Calmbachtal hergeleitet und nach oben gepumpt. Dann überlagerten EU-Vorschriften diesen Weg.


 

Man entschloss sich, die Wohnhäuser des Weilers um die zeitweilig vom Berufsförderungswerk genutzten und dann nach verschiedenen Anläufen zu anderer Verwendung stillgelegten Gebäude der Volksheilstätte vom Bühl aus zu versorgen. Ganz früher wurde das mit der Zeit nicht mehr ausreichende, bei dem kleinen Werk bestehende Wasservorkommen genutzt und aus dem Vorratsbehälter nach oben gepumpt. Kurz nachdem die Anlage endgültig außer Betrieb genommen wurde, bauten die Stadtwerke Bad Wildbad auch die Stromleitung ab. 

Eine Nutzung ist für das Gebäude samt Einrichtung heute nicht mehr gegeben. Es ist lediglich noch ein technisches Kulturdenkmal. Aber Jörg Krax möchte es gerade deshalb erhalten. Das Quellwasser sickert talwärts. Zwei mächtige Tannen zieren die unmittelbare Nachbarschaft.



Gut geschätzt


Die beiden starken Tannen beim ehemaligen Wasserwerk der Volksheilstätte Charlottenhöhe wären dem Maß nach früher mächtige „Holländer“ gewesen. Die kleine Gruppe schätzte für die dickste die unter Forstleuten übliche Stärke des „Brust-Durchmessers“. Alle Beteiligten lagen recht gut. Aber Forstbezirkschef Michael Conrad war am Ende doch am nächsten dran. Die von ihm angenommenen 1,30 Meter Durchmesser in Brusthöhe überbot mit Maßband und Rechner beim Nachmessen Forstrevierleiter Jörg Krax lediglich um einen Zentimeter.